Die Plassenburg über Kulmbach

Informationen >>


 

1135 erstmals erwähnt, waren zunächst die Grafen von Dießen-Andechs die Burgherren, seit 1248 die Grafen von Orlamünde und ab 1340 durch Erbvertrag die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern.

 

Welche politische Vormachtstellung die Plassenburg bereits im Mittelalter eingenommen hat, wird anhand der Ebstorfer Weltkarte ersichtlich. Diese 13 m² große Radkarte mit den Erteilen Asien, Afrika und Europa, wohl zwischen 1230 und 1250 entstanden, zitiert unter den 35 Städten Deutschlands auch die Plassenburg.

Nach glanzvollen Zeiten, vor allem unter Albrecht Achilles, einem der bedeutendsten Staatsmänner der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, musste auch die stattliche Hohenzollernfeste unter dem Urenkel Albrecht Alcibiades ihre weitgehende Zerstörung erdulden. 1553 brannte Kulmbach aus. 1554 wurde die Plassenburg geschleift.

 

Markgraf Georg Friedrich, Neffe des wilden Albrecht Alcibiades, aber gelang als gebildetem und geschickt agierendem Landesvater der Wiederaufbau. Die Oberleitung übertrug er Caspar Vischer, einem der fähigsten Architekten seiner Zeit.

Dass man eine Burg zunächst wesentlich erweitert und dann als Schloss wiederaufgebaut hat, darf durchaus als eigenwillig gewertet werden, war das Leben auf einer Burg längst unmodern geworden, nachdem bereits der Bundesständische Krieg unter Beweis gestellt hatte, dass die Geschosse der Artillerie mühelos das Innere der Burg trafen.

Der Nachfolger, Markgraf Christian, jedenfalls verlegte seinen Residenzsitz 1604 nach Bayreuth.

Im Dreißigjährigen Krieg aber war es die Plassenburg, die unter Oberst Muffel einem Ansturm Wallenstein widerstand, nachdem dessen Truppen Bayreuth geplündert hatten.

Das dreiachsige, zweigeschossige Prunkportal im Kasernenhof hatte 1607 Markgraf Christian durch den Nürnberger Hans Werner erbauen lassen. Es markiert den Beginn des Aufgangs zur Hohen Bastey, wo ein ungeheuer mächtiger Mauerklotz, Christianin genannt, die Burg gegen den höher gelegenen Buchberg zu schützen hatte.

 

Umgeben von einer Vielzahl von Motiven, die auf den militärischen Zweck dieses Portals hinweisen, sitzt Markgraf Christian auf sich bäumendem Ross. Erweist sich die Architektur mit Säulen vor den Nischen als höchst manieristisch, kündigt der Reiter bereits vom Barock. Der von Gott gewollte Herrscher ist der eine Pol. Der andere Pol ist das gesamte Universum.

 

Dann war es ruhiger um die Plassenburg geworden, bis der letzte fränkische Markgraf zugunsten seines preußischen Vetters Friedrich Wilhelm II. im Jahre 1791 abgedankt hatte.

Die Burg wurde preußisch. Diesem Umstand ist die Niederlegung der Außenfortifikationen durch mit Napoleon verbündete Truppen zuzuschreiben, nachdem Preußen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 eine entscheidende Niederlage hatte hinnehmen müssen.

 

1810 kam die Burg endgültig an Bayern. Sie diente dann als Lazarett, Zwangsarbeitshaus, Zuchthaus und Kriegsgefangenenlager. Erst 1929 trat eine Wendung zum Besseren ein, als die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen das ehemalige Krongut übernommen und umfassende Sanierungsarbeiten eingeleitet hatte.

 

Die Plassenburg avancierte zur Stätte der Pflege eines neu erwachsenen fränkischen Identitätsbewusstseins. Der Bund fränkischer Künstler ist seit dieser Zeit mit seiner alljährlichen Sommerausstellung in der Großen Hofstube präsent. Das Deutsche Zinnfigurenmuseum darf für sich in Anspruch nehmen, weltweit die Führungsrolle zum Gesamtthema Zinnfiguren übernommen zu haben. Und die Hochburg selbst war mit Waffenhalle, Markgrafen- und Fürstenzimmern wieder der Öffentlichkeit zugänglich.

 

1945 durchlebte die Plassenburg ihre bislang letzte Krise. Sog. Fremdarbeiter aus ganz Europa feierten ihre Befreiung durch die Amerikaner derart, dass sie alle musealen Sammlungseinheiten so gut wie vollständig zerstörten. Erst 1953 öffneten sich wieder die ersten Schauräume.

 

Heute nimmt das Denkmal Plassenburg vier Museen auf:

 

Das Deutsche Zinnfigurenmuseum, das Klein und Groß und Jung und Alt gleichermaßen viel zu bieten hat, breitet – auch behindertengerecht zugänglich – im Arsenalbau seine Kostbarkeiten aus.

Eine repräsentative Auswahl an aussagekräftigen Objekten der Kunst- und Kulturlandschaft zwischen Frankenwald, Fichtelgebirge und fränkischem Jura mit dem Zentrum Kulmbach bringt das Landschaftsmuseum Obermain zur Vorstellung.

Die in der ehemaligen Waffenhalle präsentierten Militaria entführen in die Zeit des preußischen Militärs zur Zeit Friedrichs des Großen.

In den Markgrafen- und Fürstenzimmern wird die 600jährige Geschichte der fränkischen Hohenzollern gewürdigt.

 

Die Museen, der Bund fränkischer Künstler, Sonderausstellungen, Sommerserenaden und hochkarätige Opern- und Theateraufführungen im Schönen Hof runden ein vielgefächertes Angebot an Kulturerlebnissen, für die die Plassenburg als einstiger Fürstensitz hoch über der ehemaligen Residenzstadt Kulmbach die ideale Heimstatt bildet.


Eine Seite zurück